Der Steward of the was?

Was ein Steward im Zusammenhang mit dem Dummysport ist, wird vielen geläufig sein. Der Steward (sag niemals Stewardess, auch wenn der Steward weiblich ist) ist beim Workingtest Assistent des Richters, notiert die Punkte und manchmal übersetzt und erklärt er auch die Aufgabe ins Deutsche, wenn der Richter kein oder wenig Deutsch spricht.

Bei einem Mock-Trial gibt es mehrere Stewards. Es gibt zwei Dog-Stewards, einen Master-Steward, Judge-Stewards und einen Steward of the Beat. Der Master Steward ist quasi der Sonderleiter, der Judge-Steward ist der Helfer des Richters. Die Dog-Stewards sorgen dafür, dass immer die in der Reihenfolge richtigen Hunde beim richtigen Richter eingesetzt werden. Es gibt beim Mock-Trial immer zwei Richter, bei jedem Richter sind zwei Hunde. Die wartenden Hunde befinden sich hinter den Richtern. Meist starten etwa ein Dutzend Hunde bei einem Mock-Trial. Der Steward of the Beat ist quasi die Regisseur und Choreograph eines Mock-Trials. Er bestimmt wann was passiert und setzt die Helfer ein (Werfer, Ausleger, Schützen). Im Gegensatz zu einem Workingtest haben die Richter genauso wenig Ahnung, was als nächstes passiert, wie die Starter.

Hört sich kompliziert an? Ist es auch. Aber ein paar Basics müsst Ihr noch wissen.

Für einen Mock-Trial, der in Runden abgehalten wird, hat man für jede Runde die Wahl ein Standtreiben, einen Walk-Up oder am Wasser zu arbeiten. Ziel eines Mock-Trials ist es den besten Hund des Tages zu finden. Jeder Hund wird erst bewertet, wenn er bei zwei Richtern gearbeitet hat. In die nächste Runde kommt nur ein Hund mit einem A Retrieve. Es gibt auch B Retrieves, da kommt der Hund nicht mehr in die nächste Runde. A wird noch in A, A. und A- unterteilt. Prinzipiell ist ein A Retrieve gleichzusetzen mit 19 oder 20 Punkten beim WT, A sind 17 oder 18 und A- sind 16 Punkte. B sind dann alle anderen Retrieves.

Das mal ganz grob beschrieben. Wünschenswert ist natürlich das es einigermaßen „jagdnah“ abläuft. Es gibt beim Mock-Trial zwei Starterklassen: Novice (entspricht der Fortgeschrittenenklasse) und die Open.

Ich wurde 10 Tage vor dem Mock-Trial des LüneCup vom Sonderleiter (Master Steward) gefragt, ob ich die Aufgabe des Steward of the Beat übernehmen würde. Die Kurzfristigkeit erklärt sich aus einer Absage des eigentlich vorgesehenen, der aus beruflichen Gründen absagen musste. Ich sagte zu und begann mit den Vorbereitungen. Anhand eines Geländeplanes (Google Maps Luftbild) überlegte ich, wo man welche Runden ablaufen lassen könnte und ging dann in die Detailplanung. Ich telefonierte mit dem Richter, der Prüfungsleiter für den Mock-Trial sein wird, um die Rollenverteilung zwischen Richter und Steward of the Beat abzustimmen. Meine daraus resultierende Planung stimmte ich mit dem Master Steward ab. Dann trafen wir uns am Tag vor dem Mock-Trial im Gelände.

Wir, das sind die beiden Dog-Stewards, der Master Steward und drei Teams, die aus Flintenschützen und Werfern, bzw. Auslegern bestanden. Für jede Klasse hatte ich drei Runden vorbereitet und wir gingen das nun im Gelände durch. Ich wollte jeweils mit einem Walk-Up beginnen und dem dann in der zweiten Runde ein Standtreiben folgen lassen. Die gesamte Crew aus Helfern und Steward war sehr motiviert und wir gingen die Runden konzentriert durch. Wir verabredeten, wie wir über Funk kommunizieren, was im Fehlerfall (Anweisung während des Trials nicht verstanden) passieren und welche Laufwege welches Team nehmen sollte. Den Helferteams wollte ich zwar Vorgaben machen, was in etwa bei welcher Anweisung passieren sollte, sie sollten aber ggf. auch selbständig agieren können, wenn beispielsweise keine Sichtlinie zu den arbeitenden Hunden vorhanden war, die Schussrichtung auf ein anderes Helferteam ging etc. Diese Vorbereitungen und das Durchgehen der Runden dauerte in etwa drei Stunden. Anschließend brummte mir der Kopf und ich musste einiges neu sortieren. Ich war aber sehr zuversichtlich, dass mit der Unterstützung der Helferteams alles gehen würde. Wir hatten nun eine Grobplanung und verabredeten, dass ich ggf. während des Trials noch einige Teilaufgaben vorgeben würde.

Es kam der Freitag. Der Tag des LüneCup Mock-Trials. Der große Tag. Der Master Steward begrüßte die Richter und Teilnehmer und die Startnummern wurden verlost. In der Novice waren 12 Hunde in der Open 11 Hunde am Start. Die Novice begann am Vormittag. Dann ging es los. Ich zeigte den Richtern, wo und in welche Richtung wir den Walk-Up beginnen würden. Die Helfer-Teams waren an ihren Positionen und es konnte los gehen. Alles wartete gespannt auf den Start. Bbis auf das Team vom Vortag wusste niemand, was sie erwartet. Da kam über das Funkgerät der Hinweis, dass nur 11 statt der 12 Hunde am Start waren. Ein Hundeführer hatte seinen Hund zwischendurch ins Auto getan und war nun unterwegs, um ihn zu holen. Kurz darauf waren wir vollzählig und es konnte nun losgehen.

Als Steward of the Beat hielt ich mich inmitten der arbeitenden Hund in der Nähe der Richter auf. Nach kurzem Blickkontakt mit den Richtern sagte ich „Walk-On“ und es ging los. Die vier arbeitenden Hunde waren neben den Richtern (Rechts und Links) positioniert, die anderen Hunde hinter uns. Die drei Helferteams waren breit vor uns aufgestellt in einer Entfernung von etwa 80 Metern. Das Gelände war Rasen mit Heideinseln und einigen Büschen. Rechts war ein Hang auf dem ich ein Team positioniert hatte. Eines der drei Teams war für die „Hasen“ also beschossenen Blinds zuständig, die beiden anderen für die „Enten“ also Markierungen. Etwa 10 Meter nach dem „Walk-On“ gab ich durch das Funkgerät die Anweisung „Team 1 Ente, Team 2 Hase, Team 3 Ente….. jetzt“. Teams 1 besorgte das Mark, die Linie kam zum Stehen, Team 2 beschoss dann ein Blind, Team 3 ein Mark. Abstand jeweils etwa drei bis fünf Sekunden. Die Flinten wurden gebrochen, die Richter konnten die Hunde einsetzen. Mit kurzen Blickkontakten stimmten sie sich ab, wer welchen der vier möglichen Hunde wohin schickt. Die Hunde wurden eingesetzt und brachten die Dummys rein. Die Richter machten sich ihre Notizen (A,B oder C Retrieve). Stifte weg, Blickkontakt , weiter ging es: „Walk-On“. Hunde mit Richtern gingen vorwärts, Helferteams hatten ihre die Position verändert, dann ins Funkgerät: „Team 2 Hase, Team 3 Ente, Team 1 Ente….jetzt“. Hunde wurden von den Richtern eingesetzt und Dummys reingebracht. Dann kamen die Dog-Stewards zum Einsatz. Die Hunde, die zwei Retrieves gearbeitet hatten wurden hinter der Kette positioniert, neue Hunde rückten nach und wurden abgeleint. Weiter ging es.

Dann fielen die ersten Hunde aus und die Hundeführer mussten ihre Startnummern abgeben. Sie hatten das Dummy nicht gefunden. Der Richter schickte einen zweiten Hund zu dem Dummy, der hat dann gefunden. Das nennt man „eye-wipe“. Ein eye-wipe hat zur Folge, dass der zweite Hund den ersten aus dem Wettbewerb rauskegelt. Den Richtern steht es frei, bei „nicht-finden“ weitere Hunde zu senden, oder selbst rauszugehen. Wenn Richter oder weiterer Hund findet, ist der Hund, der nicht gefunden hat raus, sonst bleibt er drin. Es kann also sein, dass ein Richter drei oder vier Hunde arbeiten lässt, die alle nicht finden und der Richter dann findet. Dann sind alle Hunde, die nicht gefunden haben aus dem Trial. Als Steward of the Beat wünschte ich mir, das möglichst viele Hunde in die zweite und ggf. auch dritte Hund kommen, denn ich habe ja drei Runden vorbereitet. Ein Mark fiel etwas später in der Runde auf eine Hecke. Der Richter hatte es so gesehen, dass es vor der Hecke zum Liegen kommen musste, der Hund hat aber hinter der Hecke gefunden. Der Richter zeigte mir das vom Hund apportierte Dummy mit der Frage, ob dieses Dummy zum Trial gehörte. Ich bejahte das (hatte aber im Hinterkopf, dass es durchaus im Bereich des Möglichen war, dass vom Vortag eines liegengeblieben sein könnte). Der Richter ging dann raus und fand vor der Hecke kein Dummy. Der Hund blieb drin.

Insgesamt hat man als Steward of the Beat keinen bis wenig Einfluss darauf, wann welcher Hund was arbeitet. Allein durch nicht gefundene Dummys kommt es durchaus zu „ungerechten“ Situationen. So musste ein Hund ein beschossenes Blind arbeiten und wurde bei seinem zweiten Retrieve wieder zu einem Blind geschickt, welches 15-20 Meter von dem vorher Gearbeiteten entfernt war. Leider ließ sich der Hund in der Situation nicht zum Dummy lenken und flog durch einen „eye-wipe“ raus.

Ich hatte mir zum Ziel genommen, in dieser Runde jeden Hund bei jedem Richter mindestens einmal arbeiten zu lassen. Das bedeutete, das ich 36 Retrieves planen musste und dann in Kommunikation mit den Dog-Stewards immer über die Zahl der noch im Trial befindlichen Hunde die Anzahl der Retrieves anpassen musste. Das gelang sehr gut. Die Richter steckten die Köpfe zusammen und wenn ich mich recht erinnere, gingen wir mit sieben Hunden in die nächste Runde.

In der hatte ich ein Treiben geplant. Hier bot sich ein Gelände mit etwas höherem Bewuchs an. Die Treiber sollten das Gebiet (etwa 100 Meter) komplett durchgehen. Aber nur die ersten 30 Meter und die letzten 30 Meter schießen und Dummys werfen. Hier hatte ich angenommen, die Richter würden beide Gebiete von den Hunden bearbeiten lassen. Aber dem war nicht so. Man entschloss sich nur die rechte Seite, also den Beginn des Treibens, zu nutzen und die restlichen Dummys liegen zu lassen. Nachdem die Hunde dort gearbeitet hatten, hatten die Richter auch schon ihr Ergebnis und der Mock-Trial der Novice war vorbei – der beste Hund des Tages stand fest.

Nachmittags dann die Open. Ich ließ wieder mit einem Walk-Up beginnen – ein Gelände mit lichtem altem Baumbestand schien mir dafür sehr geeignet. Als die Kette etwa 50 Meter vorgerückt war und einige Markierungen gearbeitet waren wurde im Rücken auch ein Blind beschossen. Die Helfer riefen „Hase, Hase, Hase“ und schossen mit der Flinte. Da waren die Starter im Vorteil, die sich rechtzeitig und schnell mit dem Hund am Fuß umdrehen konnten. Wie bei der Novice bot ich so viele Retrieves an, bis alle Hunde von zwei Richtern bewertet werden konnten. Es blieben dann noch fünf Hunde für die nächste Runde im Rennen. Hier wieder ein Treiben bzw. drei Treiben in großem Abstand nebeneinander. Wieder ließen die Richter erst ein Gebiet leer arbeiten, um dann zum nächsten zu gehen (dieses Mal hatte ich die Treiben mit weniger Dummys bestücken lassen). Auch hier stand nach dieser Runde der beste Hund des Tages fest und wir waren durch.

Wir waren durch und ich war froh. Die Arbeit als Steward of the Beat erfordert hohe Konzentration bei der Vorbereitung und erst Recht im Trial. Es war sehr anstrengend hat aber auch enorm Spaß gemacht. Einen wesentlichen Anteil daran hatte das großartige Team vom LüneCup. Danke für die motivierende Unterstützung! Einige freundliche Menschen gaben mir hinterher persönlich ein positives Feedback. Es gab wohl auch Kritik, jedenfalls hörte ich davon. „Nicht sehr jagdnah“ hörte ich, oder „zu eingängig“ hätte der und der gesagt. Vielleicht waren es frustrierte Starter, die sich mehr erhofft hatten, vielleicht war es aber auch Kritik, die mir helfen würde mich zu verbessern. Für mich war es das erste Mal, dass ich diesen Job gemacht habe. Ich habe mein Bestes getan.

Die Platzierten, Richter, Steward of the Beat und Master Steward