Wenn man von Zeit zu Zeit diese Website besucht, könnte man annehmen, dass hier beinahe nur vom Dummysport die Rede ist, wenn es um die Erfolge unserer Nachzucht geht. Und ich muss sagen, das stimmt 🙂
Nun aber haben wir auch einen nach IRO geprüften Rettungshund und freuen uns sehr: Marks And Blind Doc Nepomuk hat die mehrtägige Prüfung vom 29.3.-31.3.2019 bestanden. Da ich von dieser Sache wirklich keine Ahnung habe, lasse ich Daniela als stolze Besitzerin von „Nepi“ zu Wort kommmen. Viel Spaß bei diesem wirklich lesenswerten Beitrag:
Am Wochenende vom 29.-31.3. fand die IRO Rettungshundeprüfung (Internationale Rettungshunde-Organisation) in der Ortsgruppe Wanne-Nord statt. Es waren insgesamt 70 Hundeführer mit ihren Hunden angereist. Für die oberen Klassen ging es sogar um die WM-Qualifikation für Paris dieses Jahr im September.
Im Rettungshundesport lernen die Hunde unter Einsatz ihres hervorragenden Geruchssinnes, eine bestimmte Anzahl von Menschen („Opfern“) unter verschiedensten Umweltbedingungen zu finden und dem Hundeführer diesen Fund eindeutig anzuzeigen.
Beurteilt wird die Taktik des Hundeführers, das Zusammenspiel zwischen Hundeführer und Hund, Such- und Finderwillen des Hundes, sowie das korrekte, nicht bedrängende Verweisen (meistens bellen) der aufgefundenen Person.
Im Bereich „Unterordnung und Gewandtheit“ werden Gehorsam und Geschicklichkeitsübungen des Hundes gefordert. Diese Übungen sind letztlich auf den Einsatz ausgerichtet. Hierbei soll sich der Hund in unterschiedlichstem Gelände sicher fortbewegen und sie auch auf Distanz vom Hundeführer, lenken und leiten lassen. Bei sportlichen Wettkämpfen kommt es dann auf besondere Präzision, Geschwindigkeit, Arbeitsfreude des Hundes und eine harmonische Teamleistung an. Um in der Stufe RH-V starten zu dürfen muss vorher eine Begleithundeprüfung erfolgreich absolviert werden.
Ich war an diesem Wochenende gleich so wagemutig (oder eher verrückt) mit meinen beiden Labbis Poldi und Marks And Blinds Doc Nepomuk zu starten. Da wir allerdings erst im letzten Jahr mit dem Rettungshundesport angefangen haben, ging es bei uns um die erste Prüfungsstufe, die RH-FL V (Rettungshundeprüfung in der Flächensuche -Vorprüfung) für Nepi und die Trümmersuche mit Poldi.
Am Freitagabend durfte ich in der Unterordnung und Gewandtheit mit beiden Hunden direkt nacheinander starten – das war ganz schön aufregend und anstrengend, denn die beiden unterscheiden sich völlig vom Handling her. Während ich bei Nepi aufpassen muss, dass ich ihn nicht zu hoch pusche, ist Poldi der gemütliche, der sich gerne zur Arbeit auffordern lässt.
Beim anfänglichen „Fuß“ laufen entdeckte Nepi dann tatsächlich auf dem Platz ein tolles, liegengebliebenes Leckerchen und war danach für den Rest der Leinenführigkeit und die Arbeit in der Gruppe mit zwei fremden Hunden extrem unaufmerksam (leider zweimal mangelhaft) – sonst zeigt er eigentlich eine wirklich tolle Fußarbeit. Danach zeigte er wieder was er drauf hat: Das Ablegen mit Heranrufen gelang sehr gut. Die Aufgaben der Gewandheit, wie der Sacktunnel mit anschließendem Verweilen, die Positionsarbeit auf einem 10m entfernten Tisch (Sitz, Platz, Steh und das Abrufen in den Vorsitz), Begehen des unangenehmen Geländes (Bauschutt, Trümmer, Steine) sowie das Überqueren einer starren Holzbrücke lagen in den Bereichen sehr gut bis vorzüglich. Auch das Ablegen unter Ablenkung während der zweite Hundefüher mit Hund die gleichen Aufgaben erledigte und ich 40 m entfernt stand, gelang vorzüglich. Aufgrund der ersten beiden schlechten Bewertungen und einer Verwarnung (minus 5 Punkte) – ich war tatsächlich so blöd und hab den Hund während der Unterordnung angefasst, erhielten wir nur noch 75 von 100 Punkten – befriedigend. Aber wir bestanden.
Direkt am Samstag morgen um acht sollte es in der Flächensuche weitergehen. Ich war brav, wie es vom Veranstalter gewünscht war, eine Stunde vorher um sieben am angegebenen Ort – kein Mensch weit und breit zu sehen. Als auch um 7.15 Uhr noch niemand auftauchte und ich auch keinerlei Beschilderung fand, wurde ich etwas nervös. Gegen 7.35 Uhr kamen dann die Helfer und brachten Beschilderungen und Warnhinweise (Achtung Rettungshundeprüfung – freilaufende Hunde) an. Ich war beruhigt, doch am richtigen Ort zu sein.
Punkt acht Uhr durften Nepi und ich uns dann beim japanischen Richter auf deutsch und englisch gemischt für die Flächensuche anmelden und erklären, wie Nepi die gefundene Person anzeigt – durch bellen (und wildes wedeln). Der Richter zeigte uns unser Suchengebiet (ca 5000m²), erklärte, dass eine Person vermisst sein und wir durften anfangen. Nepi flitzte auf meine Aufforderung; „Geh finden!“ immer wieder von rechts nach links und suchte gewissenhaft und voller Elan das Gelände ab. Einmal ging er mir etwas zu weit aus meinem Suchgelände heraus und ich pfiff ihn zurück. Das war leider genau in dem Moment, indem er ganz nah bei dem Opfer war. Mein braver Hund kam natürlich sofort zu mir und ließ sich wieder hin und her schicken. Als er dann das Opfer fand, traute er sich nicht beim ersten mal zu bellen. Ich hatte ihn ja unwissentlich beim ersten Mal dort weg gerufen. „Mist! Hund verlässt das Opfer!“ Ich schickte ihn noch einmal hin und glücklicherweise legte er sich dann vor das Opfer und bellte. Ein Stein fiel mir vom Herzen, denn ohne eine Anzeige beim Opfer kann die Prüfung nicht bestanden werden. Er ließ sich problemlos vom Opfer abrufen und ablegen (Triebwechsel) und ich konnte fragen ob alles ok ist. Dann schickte mich der Richter wieder an den Ausgangspunkt. Mit etwas Pech hätte ich durch dieses „Opfer verlassen und nicht bellen“ auch durchfallen können, aber der Rest der Suche und die doch noch erfolgte Anzeige waren so gut, dass wir noch 70 von 100 Punkten erreichen konnten. Insgesamt haben wir punktetechnisch mit nur 145 Punkten natürlich eher suboptimal abgeschnitten, aber das was Nepi unter einer durchaus nervösen Hundeführerin gezeigt hat, war schon toll. Es war ja schließlich auch die erste wirklich große Prüfung nach der BH.