Jagdliche Arbeit

Der Labrador ist in erster Linie ein Retriever, ein sehr exzellenter Apportierhund und seine hervorragende und zuverlässige Arbeit beginnt nach dem Schuss, wie zum Beispiel auf der Spur angeschossenen oder verletzten Wildes oder auf der Schwimmspur von Entenvögeln. Der große Vorteil eines Labradors ist aber seine vielseitige Verwendbarkeit für die unterschiedlichsten Aufgaben. Er passt sich sehr leicht an die unterschiedlichsten Situationen an. So zeigt er auch bei Arbeiten vor dem Schuss, wie dem Buschieren oder Stöbern beachtliche Leistungen.

Nach Beendigung der Jagd kommt es oft vor, dass noch krankes oder verendetes Wild nachgesucht werden muss, und dann tritt der Labrador in Aktion – mit ihm geht selten ein Stück Wild verloren. Mit seiner Apportierfreudigkeit, Unermüdlichkeit und sicheren Nachsuche verringert er den Verlust von Wild.

Das visuelle Gedächtnis eines Labrador-Retrievers ist bei guter Ausbildung sehr ausgeprägt, man nennt dies „Marking“. Das „Marking“ gehört zu den Feldübungen der Retriever. Es ist die Fähigkeit des Hundes im Gedächtnis zu behalten, wo und wann die einzelnen Stücke herabgefallen sind. So kann der Labrador eine bestimmte Anzahl beschossener Stücke in der richtigen zeitlichen Reihenfolge apportieren oder behält unabhängig vom zeitlichen Ablauf alle Absturzstellen im Gedächtnis und apportiert alle Stücke selbstständig nacheinander. Ein gut ausgebildeter Labrador kann sich bis zu 5 Stücke und mehr merken.

Eine weitere Spezialität des Labradors, aufgrund seiner ausgeprägten Führigkeit, ist das Einweisen auf geschossenes Wild, das zwar der Schütze, nicht aber der Hund hat herabfallen sehen können. Der Hund kann mit Hilfe von Pfiffen und Handzeichen zu einem Stück dirigiert werden, dies erspart bei der Jagd Zeit und Kraft, zudem verhindert dies ungewollte Beunruhigung des umliegenden Geländes/Wildvorkommens.

Aufgrund seiner hervorragend entwickelten Nase arbeitet er Spuren von geflügeltem Wild im Wasser und zu Land zuverlässig aus, um es anschließend unversehrt zu apportieren. Der Labrador ist bekannt für seine „Weichmäuligkeit“, er passt seinen Griff der Schwere des zu apportierenden Wildes an, was wichtig für die Wildbretverwertung ist.

Bei der Entenjagd bleibt der ruhige und geduldige Labrador neben seinem Herrn sitzen. Er ist aufmerksam und konzentriert, nichts entgeht ihm und ist sofort zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Er verfügt nicht nur über gute Augen und eine hervorragende Nase, sondern er ist auch eifrig und ausdauernd. Unermüdlich verfolget er eine Spur in kaltem Wasser und arbeitet sich durch dichte Pflanzenbestände bis er am Ziel angelangt ist. Dieser Hund, der niemals aufgibt und so lange sucht, bis er den Vogel gefunden hat und schließlich apportiert, ist der ideale Begleiter bei der Jagd auf Wasserwild.

Wegen seiner gesamten Wesensmerkmale ist der Labrador auch für die Treibjagd hervorragend geeignet. Was ihn von den Vorstehhunden unterscheidet, von denen die meisten auch gut apportieren, ist seine Ruhe und Geduld und natürlich das „Marking“. Auf Treibjagden bleibt der Labrador während der Jagd ruhig, ist gut unter Kontrolle zu halten und stört den Ablauf der Jagd nicht. Kein Einspringen – auch unangeleint -, bellen und winseln =  „steadiness“. Ohne steadiness kein gemeinsamer Jagderfolg. Ein gut ausgebildeter Labrador weiß, dass seine Arbeit nach dem Schuss beginnt.

Der Labrador ist zwar einerseits sehr gut zu lenken, zeigt aber auf der anderen Seite eine hohe Arbeitsintelligenz und Selbstständigkeit, wenn er auf sich gestellt ist. Er ist ein vorzüglicher Verlorenbringer.

Durch das immer dichter werdende Verkehrsnetz kommt es immer häufiger zu Unfällen mit Wild, wodurch die Nachsuchenarbeit immer wichtiger wird. Neben den anerkannten Schweißhunderassen wie der Hannoversche Schweißhund, Bayrische Gebirgsschweißhund und die Alpenländische Dachsbracke ist auch der Labrador für die Schweißarbeit sehr gut einzusetzen. Der Labrador hat eine ganz wesentliche Fähigkeit, nämlich seinen stark ausgeprägten Geruchssinn, zudem Beutetrieb und Finderwille, die ihn bei der Schweißarbeit auszeichnen. Durch sein hohes Maß an Gelehrigkeit, der stark ausgeprägten Führigkeit sowie seiner Ruhe und Ausgeglichenheit  sind bei der Ausbildung und Führung sehr gute Erfolge zu erzielen.

(Quelle: Wildhüter St. Hubertus e.V. – Karin und Uwe Rommeiß)